DÜSSELDORF

STRASSENVERKEHRSAMT

Mieten sind so hoch wie an der Kö

Von GÜNTHER CLASSEN


Düsseldorf - Nach dem EXPRESS-Bericht über Abzocke bei den Schildermachern im Straßenverkehrsamt kommt heraus, warum die Autoschilder in den Prägeshops so teuer (30 Euro) sind.


Die Schildermacher müssen an den Vermieter ADAC Luxus-Mieten zahlen wie auf der Kö...Beim Schilderpräger „Arda“ am Höherweg kosten die Schilder nur 20 Euro, im Online-Versandhaus „nummernschild-online.de“ nur 16 Euro.


Ein Schildermacher über der Zulassungsstelle beklagte sich: „Wir würden es billiger machen, aber wenn wir bis 250 Euro pro Quadratmeter zahlen müssen, dann ist keine Luft mehr im Preis. Eine Verlosung der Shops zu einer vorher bestimmten Miete wäre gerechter.“

 

Die Schildermacher prangern an, dass sie sich mit einem „Mietangebot“ beim ADAC (Besitzer der Immobilie) bewerben mussten: „Jeder versuchte, hoch zu bieten, um reinzukommen. Konzerne haben hoch geboten, da kamen die Kleinen nicht mit.“

 

Nach EXPRESS-Informationen soll ein Shop-Betreiber für 33 Quadratmeter monatlich 8500 Euro zahlen. Trotzdem verdienen die Shops nicht schlecht. Jeder soll monatlich einen Reingewinn von über 50.000 Euro machen. „Sich über die Höhe der Miete herauszureden, ist Augenwischerei“, sagt ein auswärtiger Anbieter, „die Schilder kosten im Einkauf nur 1,50 Euro.“

 

ADAC-Pressesprecher Thomas Schleh: „Wir waren gerichtlich gezwungen, die Vergabe so zu regeln. Es ist aber nicht richtig, dass nur die Meistbietenden zum Zuge kamen. Zur Miethöhe werden wir uns aber nicht äußern.“ Nach einer EXPRESS-Umfrage bei Immobilienhändlern ist eine Miete von 250 Euro pro Quadratmeter eine Größenordnung wie an der Kö oder an der Schadowstraße.

 

 

 

Hier geht es besondes billig: Handan Baris (37) prägt bei »Arda« am Höherweg die Schilder für nur 20 Euro das Paar.
Foto: Classen

STRASSENVERKEHRSAMT

Große Nummernschild-Abzocke

Von G. CLASSEN

 

Düsseldorf - So eine Autozulassung kann teuer werden. Besonders beim Nummernschild wird in den sechs Shops über der Zulassungsstelle richtig kassiert.


30 Euro kosten zwei Kennzeichen. Merkwürdig: Alle sechs Shops haben die gleichen Preise. Wenige Meter entfernt, bei „Arda“ am Höherweg kosten sie nur 20 Euro und online im Internet sogar nur 16 Euro.


Murat Arda (41), der im Kreisverkehr am Höherweg einen Schilder- und Zulassungsdienst betreibt, hält seinen Preis für gut kalkuliert: „Die 20 Euro pro Paar sind ein faires Angebot, mit dem ich leben kann. Die Schilder sind genormt und haben die gleiche Qualität wie anderswo. Export- und Kurzzeitkennzeichen sind bei mir ebenfalls erheblich billiger.“


Hugo König vom Online-Bestelldienst »nummernschild.de« kann es sogar noch billiger: „Ich liefere in einem Tag für 16 Euro inklusive Versandkosten. Wenn Schilder über 20 Euro kosten, ist das für mich Wucher. Da wird abgezockt!“


Auch Europas größter Schilderhersteller, die Utsch AG in Siegen, hat einen eigenen Prägeshop - dort gibt es die begehrten Kennzeichen für 18 Euro.

EXPRESS traf Autofahrer Thoralf Reise (39) vor der Zulassungsstelle: „Für mich sind das Preisabsprachen in den Shops. Die können doch nicht alle die gleiche Kalkulation haben“, meint er. „Ich gehe da nicht hin. Ich lasse meine Schilder lieber von »Arda« prägen.“


Warum müssen die Euro-Schilder in allen Läden in der Düsseldorfer Zulassungsstelle so teuer sein? Jeder der Betreiber hat seine eigene Begründung: Peter Flügel vom Schilderpräger EHA erklärt: „Die Personal-, Sach- und Mietkosten sind hier so hoch, dass wir es nicht billiger machen können.“ Roland Schiffers von der „Werkstatt für angepasste Arbeit“ sagt: „Wir beschäftigen Behinderte, haben erhöhten Personalaufwand und hohe Mietkosten. Der Preis ist sehr fair und eng kalkuliert.“


Hans-Ulrich Sander vom TÜV-Rheinland (betreibt „TÜV-plus“) ergänzt: „Der 20-Euro-Anbieter hat doch ganz andere Kosten und muss auch nicht die Mieten wie wir zahlen. Dazu stecken in den Kosten auch die Sozialleistungen eines großen Unternehmens. So erklärt sich der Preis von 30 Euro.“


Und warum gelten in allen Geschäften die gleichen hohen Preise? Dazu wollte keiner der Zuständigen eine Erklärung abgeben.

Hinter den meisten Schilderprägern in der Zulassungsstelle stecken Konzerne, die bundesweit mit bis zu 70 Filialen vertreten sind.

 

Hinweis: Die Anzahl der Filialen kann bis 500 gehen.